Die Stimmen im Gespräch: Christine und Seiichi Furuya, 1978
Fotografien: Alle Fotos wurden mit Kodak Pocket Instamatic Kamera zwischen Oktober 1978 und Juli 1985 aufgenommen, hauptsächlich von Christine Furuya Goessler. Die Fotos von Christine selbst wurden von Seiichi Furuya oder ihrem Sohn Komyo aufgenommen.
Vorführzeit: 19 Minuten
Produziert: 2019
>>>Screening (Kennwort: furuya)
"Lasst uns Japanisch lernen! 1978-1985", begann mit dem Aufräumen meines Dachbodens.
Anfang 2018 begann ich, den Inhalt der verschiedenen Kartons zu untersuchen, die jahrzehntelang auf dem Dachboden gestanden hatten. Das Hauptziel war es, Christines Habseligkeiten endlich zu ordnen und zu bewahren. Neben Super-8-Filmen und Tagebüchern fand ich eine Reihe von Taschenkamerafilmen und Tonbandkassetten. Diese Objekte bilden die Grundlage für diese Arbeit. Die Filme und Kassetten sind eine lebendige Aufzeichnung vergangener Lebensaktivitäten und Interaktionen, die ich bis dahin völlig vergessen hatte.
Während eines Besuchs der Photokina-Messe in Köln im Oktober 1978 erhielt ich eine Taschenkamera als Werbegeschenk von Kodak. Christine hatte zu dieser Zeit einen Ferienjob in der Gaststätte Wienerwald in Böblingen. Nach Beendigung meiner Arbeit auf der Photokina besuchte ich Christine in Böblingen und schenkte ihr die Taschenkamera. Gemeinsam fuhren wir mit dem Zug zurück nach Graz. Christine hat mich im Zug fotografiert, als dieser im Stuttgarter Bahnhof hielt. Dies war das erste Foto, das Christine mit ihrer neuen Taschenkamera machte.
Im Jahr 1978 fotografierte sie gelegentlich und nach der Geburt unseres Sohnes Komyo im Jahr 1981 häufig. Aber von Juni 1982 bis Mai 1984, als wir in Wien lebten, fotografierte sie nicht ein einziges Mal, da sie sich auf ihr Studium der Theaterwissenschaften konzentrierte. Als wir im März 1985 gemeinsam nach Venedig reisten, nahm sie das Fotografieren mit ihrer Taschenkamera wieder auf. In Ost-Berlin, wo unsere Familie seit Mai desselben Jahres lebte, machte sie viele Fotos, bevor sie sich im Oktober das Leben nahm.
Von 1979 bis Juni 1982 arbeitete Christine im Grazer Büro des Österreichischen Rundfunks. Manchmal nahm sie zu Hause ihre eigenen Dokumentarfilme für den Rundfunk auf Kassetten auf. Neben diesen Kassetten fand ich eine Kassette, auf der sie uns beim gemeinsamen Japanischlernen aufgenommen hatte. Ich konnte mich weder an diese Lektion noch daran erinnern, dass sie jemals aufgezeichnet wurde. Im Jahr 1978, kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten, lernte Christine eifrig Japanisch, hauptsächlich mit autodidaktischen Methoden. Ich tat wenig, um ihr zu helfen. Sie hatte meine ungeduldige, aufbrausende Art durchschaut. Es dauerte nicht lange, bis sie mich nicht mehr um Hilfe bat und allmählich das Interesse an der japanischen Sprache verlor.
S.F.
2019